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rtfm:10_grundannahmen

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Die Grundannahmen

Um die Artikel und Texte auf dieser Seite zu verstehen und manche Gedankengänge nachvollziehen zu können, muss ich hier auf einige Grundannahmen verweisen. Diese Grundannahmen bilden das Gerüst für die kommenden Ausführungen und sollten somit beim Lesen nicht übersprungen werden. Ganz im Gegenteil: Wenn diese Annahmen nicht klar und verstanden sind, dann wird es sicherlich an der einen oder anderen Stelle schwierig, mir folgen zu können.

Wie der Name schon sagt, handelt sich bei folgenden Aussagen nur um Annahmen. Es sind also Thesen, die ich in den Raum stelle. Es sind Glaubenssätze, wie ich mir die Welt und das Lernen von Dingen vorstelle. Es kann sein, dass ich diese morgen schon wieder verwerfen muss, weil ich zu neuen Erkenntnissen gekommen bin. Bis dahin sind diese Aussagen in meiner Welt wahr und die besten Grundannahmen, die verhelfen, Lernenden das Lernen systematisch zu erlauben.

Annahme 1: Wissen muss neu konstruiert werden

Die hier vorgestellten Modelle und Theorien gehen von dem Weltbild des Konstruktivismus1) aus. Das bedeutet, dass die Lehrperson sich im vollen Maße im Klaren darüber ist, dass das Wissen, die Fähigkeiten und Fertigkeiten, bei jedem lernenden Individuum neu konstruiert werden müssen. Eine Wissensübermittlung, -übertragung oder -vermittlung kann nicht stattfinden.2)

Aus diesem Grund kann und will die Lehrperson den Lernenden nichts vermitteln. Sie kann den Unterricht nur so gestalten, dass möglichst viele Möglichkeiten vorhanden sind, in denen Neues bei den Lernenden konstruiert werden kann.

Eine Gewissheit, was bei den Lernenden angekommen ist, kann die Lehrperson nie zu 100 Prozent haben. Gerade dann nicht, wenn es sich um einen Kompetenzerwerb handeln soll und nicht um den Erwerb trägen Wissens - denn das kann wunderbar durch Vokabeltests oder Klassenarbeiten abgefragt werden.

Annahme 2: Neues baut auf Altem auf

Immer wenn eine Mensch etwas lernt, dann baut das Neue auf schon Vorhandenem auf. Dinge von denen ich noch nie etwas gehört habe oder von denen ich mir nicht vorstellen kann, dass es soetwas in der Realität3) gibt, kann ich in der Regel nicht verstehen und begreifen. Der Lernende kann diese Sachverhalte unter Umständen auswendig lernen, damit ist aber in keiner Weise sicher, dass das Erlernte auch in einer alltäglichen Situation richtig und zielgericht angewand werden kann.

Die Lehrperson versucht immer das Vorwissen der Lernenden zu aktivieren, damit der neue Lern- oder Unterrichtsstoff möglichst gut andocken und behalten werden kann.

Annahme 3: Eine objektive Wahrheit können wir nicht erfahren

Gibt es eine objektive Wahrheit? Eine Realität? Oder Konstruiert sich jedes Individuum seine eigene kleine Welt. Diese philosophisch anmutenden Fragen können hier nicht beantwortet oder diskutiert werden. Fakt ist aber: Dem Menschen fehlen die Zugänge dazu, eine eventuell objektive Wahrheit oder die Realität wahrzunehmen.4) Somit können wir uns maximal auf eine intersubjektive Welt einigen - einen kleinsten gemeinsamen Nenner. Diesen vielen kleinen gemeinsamen Nennern, die uns das Leben mit den Mitmenschen vereinfachen, geben wir dann Namen und nutzen diese Namen - in der Hoffnung, die Menschen haben unter dem Namen einen ähnlichen Begriff und ein ähnliches Konstrukt gespeichert.

3)
Wenn es eine Relaität überhaupt geben sollte.
4)
Als Beispiel sei hier die Infrarotstrahlung genannt. Es gibt infrarotes Licht und wir nutzen es auch quasi täglich, wenn wir den Fernseher umschalten oder den Beamer an der Decke einschalten. Aber sehen können wir das Licht nicht. Wir haben somit nicht die Organe und Fähigkeiten, die Welt um uns herum in Gänze warzunehmen.
rtfm/10_grundannahmen.1530162949.txt.gz · Zuletzt geändert: 2018/06/28 07:15 von Marcel Spitau